Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen
der Diözese Innsbruck

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Miteinander auf dem Weg sein

Dazu ein Bericht vom Studientag bei der diesjährigen Bildungswoche für Pfarrhaushälterinnen am 25. Jänner 07 im Bildungshaus Marillac

Vermutlich war dieses Miteinander-auf-dem-Weg-Sein kaum einmal so herausfordernd, als nach verschiedenen Veränderungen in dieser Berufsgemeinschaft. Als Referentin erschien es mir Not-wendig, auf die dahinterstehenden Bedürfnisse genauer hinzuschauen. So ergab sich für mich als Motto für diesen Tag:

Gemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen - eine Gemeinschaft von Frauen, deren Beruf verschieden ist.
Zunächst setzten wir uns mit Veränderungen der letzten Jahre auseinander. Hier einige Ergebnisse:
· ein Teil der derzeit tätigen Pfarrhausfrauen sind nur mehr in Teilzeit angestellt und gehen einem weiteren Beruf nach
· es gibt immer mehr "Teilzeitbeschäftigte" die zur Berufsgemeinschaft (noch) keinen Kontakt haben
· ein guter Teil der Pfarrhausfrauen wohnen nicht mehr im Pfarrhaus
· es gibt immer mehr Kontakte zu Menschen, die keinen oder kaum Kontakt zur Kirche haben oder haben wollen (im Zusammenhang mit Begräbnissen, Taufen ...)
· es braucht Angebote zur Weiterbildung (z.B. Computer) · die Pfarrhausfrau hat heute eine andere Stellung in der Pfarre
· früher wurde einer Pfarrhaushälterin mehr anvertraut · junge Priester machen ihren Haushalt vielfach selbst
· die Größe der Hausgemeinschaft hat sich verändert
· früher war teilweise noch eine Landwirtschaft beim Pfarrhaus

 

 

Eine weitere, für die Berufsgemeinschaft sehr weitreichende Veränderung wurde bereits zu Beginn des Tages deutlich:
Von 21 anwesenden Pfarrhausfrauen waren:
· 1 Pfarrhausfrau Vollzeit angestellt
· 4 Pfarrhausfrauen sind Teilzeit angestellt und haben eine weitere Anstellung oder Beschäftigung
· 5 noch aktive Pfarrhausfrauen sind bereits in Pension
· 11 ehem. Pfarrhausfrauen genießen ihren wohlverdienten Ruhestand
So war früher die Berufsgemeinschaft eine Gruppe mit vielen Pfarrhausfrauen, die Vollzeit im Pfarrhaus tätig waren und einiger Pensionistinnen.
Derzeit sieht die Struktur der Berufsgemeinschaft völlig anders aus: Die größte Gruppe ist die der Pensionistinnen, eine kleinere Gruppe von Pensionistinnen führt weiterhin einen Pfarrhaushalt, einige Pfarrhausfrauen sind Teilzeit angestellt und gehen einem weiteren Beruf nach, und es gibt derzeit diözesanweit drei Pfarrhausfrauen mit Vollzeitanstellung! Dazu gibt es vermutlich eine Anzahl von sogenannten "Zugehfrauen", die (noch) keinen Kontakt zur Berufsgemeinschaft haben.

x - Vollzeit im Pfarrhaus x - Pensionistinnen
o - Teilzeit im Pfarrhaushalt o - Pension, weiterhin als Pfarrhausfrau tätig y - Zugehfrauen
Allein aus dieser Veränderung der Struktur muss es Änderungen geben, auf die ich etwas weiter unten noch zurückkommen werde.
Wir sind beim Studientag weiter auch der Frage nachgegangen, welche Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede es zwischen den verschiedenen Gruppen der Pfarrhausfrauen hinsichtlich der Anforderungen an sie und ihrer Bedürfnisse bezogen auf die Berufsgemeinschaft derzeit gegeben sind.
Als Gemeinsamkeiten bei den Anforderungen an die Pfarrhausfrau sind / waren bei allen: die (gute) Haushaltsführung, Anwesenheit, Verlässlichkeit, Verschwiegenheit und ein offenes Ohr.
Bei den in Teilzeit angestellten Pfarrhausfrauen kommen noch dazu: es ist mehr Offenheit gefordert, Atmosphäre schaffen, Gastfreundschaft, Kommunikationsfähigkeit und mehr Eigenständigkeit.
Zum Thema "Arbeitszeit" wurde deutlich, dass bei einer Vollzeitanstellung die konkrete Arbeitszeit flexibel eingeteilt werden kann bzw. konnte. Dazu ist bzw. war die Möglichkeit gegeben, sich u.U. zwischendurch auch mal eine Weile zu "gönnen". Der Wohnort ist / war meist der Pfarrhaushalt. Bei Teilzeitanstellungen gibt es auch eine flexible Zeiteinteilung, doch da der Wohnort nicht der Pfarrhaushalt ist, braucht es diesbezüglich Grenzen - schon alleine deshalb, weil noch einer weiteren Beschäftigung nachgegangen wird / werden muss. (Dazu noch eine Bemerkung am Rande: Untersuchungen haben ergeben, dass jemand, der zwei Teilzeitberufe hat, in Summe mehr arbeitet als jemand, der eine Vollzeitanstellung hat, auch wenn es sich bei beiden um das selbe Stundenausmaß handelt.)
Bei den Erwartungen an die Berufsgemeinschaft wird von den Pensionistinnen (auch jener, die noch tätig sind) und der Vollzeit angestellten Pfarrhausfrau gewünscht: Bildungstage, Exerzitien (mit Schweigen), Ausflüge und Dekanats- bzw. Regionaltreffen
Bei Pfarrhausfrauen, die einer weiteren Beschäftigung nachgehen, würde sich bei allen Treffen in der Berufsgemeinschaft eine Schwierigkeit ergeben: Sie müssen sich für Bildungswochen, Regionaltreffen oder Ausflüge von der 2. Anstellung Urlaub nehmen - die zur Verfügung stehende Urlaubszeit würde damit zu knapp. Von ihnen werden neben den Austauschtreffen und dem geselligen Beisammensein noch vielseitige, auch berufsspezifische Angebote zur Bildung und Weiterbildung für wichtig erachtet.
Für Pensionistinnen ist der Zusammenhalt von Jung und Alt sowie die Weiterführung der Berufsgemeinschaft in ihrer derzeitigen Form wichtig. Von ihnen kam auch die Anregung, Grenzüberschreitende Treffen (mit Pfarrhausfrauen aus Bayern, Südtirol oder anderen Diözesen) zu machen, bzw. die Bildungstage auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen.
Eine Veränderung sehr deutlich: Bildung ist wichtiger denn je - so auch für die aktiven Pfarrhausfrauen. Für Pensionistinnen sind Bildungsangebote je nach persönlichem Interesse vorstellbar, jedoch nicht vorrangig.
Veränderungen sind notwendig Aufgrund all der angeführten Veränderungen wurde am Studientag klar ersichtlich, dass Veränderungen notwendig sind. Es werden auch weiterhin gemeinsame Treffen (Bildungswoche, Exerzitien, geselliges Beisammensein und Austausch) wichtig sein. Zudem braucht es für die einzelnen Gruppen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen spezifische Angebote (z.B. Weiterbildung für jene, die im Berufsalltag stehen, Ausflüge oder gesellige Treffen für Pensionistinnen, ...). Dabei wurde ausdrücklich gewünscht, dass Angebote, die vorrangig für eine der Gruppen gedacht sind, für alle offen sind.
Auch die Änderung des Wahlrechtes erscheint aus dieser Sichtweise angebracht und sogar notwendig: Die derzeit aktiven Pfarrhausfrauen brauchen die Möglichkeit, für ihre Situation und Anliegen entscheiden zu können. Ebenso wählen die Pensionistinnen Vertreterinnen, die sich um ihre Anliegen annehmen.
Würden weiterhin alle (Pensionistinnen und angestellte Pfarrhausfrauen) über alle Bereiche abstimmen können, hätten die derzeit aktiven Pfarrhaushälterinnen vermutlich kaum Chancen auf Durchsetzung ihrer Anliegen, da sie zahlenmäßig in der Minderheit sind.
Lassen Sie mich dazu einen Vergleich anstellen: In einer Familie mit kleinen Kindern werden vorrangig die Eltern Entscheidungen für alle treffen - nehmen wir an über einen bevorstehenden Urlaub. Sind nun die Kinder erwachsen und haben vielleicht sogar schon eigene Familien, werden sie selber entscheiden - nicht mehr die Groß-Eltern, selbst wenn sie noch so gute Ideen hätten.
In ähnlicher Weise haben sich - so deutlich wie vermutlich kaum einmal zuvor - in der Berufsgemeinschaft Änderungen ergeben. Jene Pfarrhausfrauen, die über Jahre, ja vielleicht sogar über Jahrzehnte wertvolle Dienste geleistet haben, dürfen sich zurücklehnen. Und es kann manchmal ganz schön herausfordernd sein, alle Entscheidungen an die nächste Generation abzugeben. Das kann durchaus mit Wehmut, manchmal sogar mit etwas Trauer verbunden sein. Vielleicht kann dies etwas leichter gelingen im Wissen um den Wert der eigenen geleisteten Arbeit und im Wissen, dass heute teilweise neue Herausforderungen an eine Pfarrhausfrau herangetragen werden.
Sich selbst, die eigene Art und Weise des Dienstes und auch die Anderen in ihrem Sein zu lassen, auch wertzuschätzen, ermöglicht ein Miteinander in Unterschiedlichkeit.
Ein Beitrag für ein gelingendes Miteinander kann auch sein, eigene Wünsche oder Kritik direkt anzusprechen - dann kann dafür ein Weg gesucht und gefunden werden. Kritik, die "hinten herum" geht, kann mit der Zeit eine gute Atmosphäre vergiften - und das wäre schade.
Als Referentin bedanke ich mich nochmals für die gute Zusammenarbeit an diesem Tag - es war für mich eine sehr gute und wohlwollende Stimmung spürbar. Und so wünsche ich Ihnen allen, egal in welcher Form sie im Pfarrhaushalt tätig waren oder sind, einen guten, ermutigenden und kraftgebenden Weg auch als Berufsgemeinschaft!
Veronika Santer
Anmerkung: Die kursiv geschriebenen Teile sind Ergebnisse aus Gruppenarbeiten am Studientag.